Viele EM-Renten wegen psychischer Störungen: Zahlen der DRV

Erwerbsminderungsrente bei psychischen StörungenDer Anteil der EM-Rentner, die aufgrund psychischer Störungen aus dem Arbeitsprozess ausscheiden mussten, lag im Jahr 2015 bei 42,9 Prozent von allen Betroffenen. Das teilte die DRV (Deutsche Rentenversicherung) Anfang November 2016 der „Rheinischen Post“ mit. Nach den jüngsten vorliegenden Zahlen steigt demnach dieser Anteil und liegt inzwischen unangefochten auf Platz eins der Ursachen vor den Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates. Diese hatten die Ursachenliste über viele Jahrzehnte dominiert.

Fallzahlen der DRV zur EM-Rente

2015 erhielten 74.234 Versicherte eine neue Erwerbsminderungsrente wegen psychischer Störungen. Die Zahl ist gegenüber 2014 nur leicht gestiegen (72.972 Fälle), gegenüber 2005 hingegen sehr deutlich (53.000 Fälle). Auch die Zahl der Rehabilitationen wegen psychischer Störungen ist weiter auf 186.200 im Jahr 2015 gegenüber 185.912 im Jahr 2014 gestiegen. Wie stark der Anstieg der Berufsunfähigkeit wegen psychischer Störungen ausfällt, zeigt der Zehn-Jahres-Vergleich: Gegenüber dem Jahr 2005 beträgt er mehr als 40 Prozent. Allerdings verweist die DRV in ihrer vorliegenden Publikation darauf, dass dies nicht allein mit der Zunahme der Erkrankungen zu tun habe. Vielmehr würden Betroffene ihre psychischen Störungen heutzutage eher offenbaren, weil die Stigmatisierung vonseiten der Gesellschaft abgenommen habe. Laut neuesten Studien steigen diese Störungen nicht signifikant an.

Gesellschaftliche Kosten der EM-Berentung wegen psychischer Störungen

Der Behinderten-Beauftragte der Unionsfraktion Uwe Schummer (CDU) beklagte in diesem Zusammenhang die „hohe Kostendynamik“ im Gesundheitswesen wegen psychischer Erkrankungen. Unter den jährlich 15.000 neu vergebenen Werkstattplätzen für EM-Rentner entfallen demnach allein 13.000 Plätze auf Fälle, die wegen psychischer Störungen nicht mehr am normalen Arbeitsleben teilnehmen können. Die zusätzlichen Kosten hierfür betragen jährlich 200 Millionen Euro. Der Trend ist seit einigen Jahren absehbar. Schon 2014 hatte sich die Deutsche Rentenversicherung in einem Positionspapier zur Zunahme und Bedeutung psychischer Erkrankungen bei der Erwerbsminderung und in der Rehabilitation geäußert. Darin heißt es, dass die Relevanz dieser Störungen sowohl in Deutschland als auch weltweit zunehme. Das gehe aus Rehabilitations- und Rentenstatistiken verschiedener nationaler Versicherer hervor. Die DRV empfahl schon 2014 eine Stärkung der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention zur Rehabilitation und Vermeidung solcher Störungen. Allerdings stehen den gestiegenen Fallzahlen ernsthafte Bedenken aus Fachkreisen gegenüber, ob die Störungen selbst oder nur ihre Diagnose zugenommen hätten. Die Thematik ist sehr vielschichtig, denn unstrittig ist zwar, dass die Sensibilisierung gegenüber dem Thema gestiegen ist und sich Betroffene häufiger offenbaren. Das erhöht die Fallzahlen. Doch gleichzeitig haben sich auch die Anforderungen an die geistig-psychische Belastbarkeit in der Arbeitswelt erhöht. Dadurch melden sich heute Arbeitnehmer eher krank, die den Arbeitsprozess der 1980er bis 1990er Jahre mit ihrem Gesundheitszustand noch bewältigt hätten.

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